Warum ist es für Kinder wichtig, zu den verabredeten Zeiten gebracht zu werden?
Noch vor wenigen Jahren, stand bei Kindergärten der Aspekt der Betreuung im Vordergrund. Inzwischen ist es Eltern wichtig geworden, dass die Kinder im Kindergarten Bildung erfahren und gefördert werden. Auch für unsere Arbeit in der vivo Kinderwelt ist das ein zentrales Ziel.
Wenn aus dem „Betreuungskindergarten“ ein Bildungskindergarten wird, werden verlässliche Zeiten für die Tagesgestaltung wichtig. Bildung braucht Zeit (um Kinder in neue Themen einzuführen, ihnen intensive Erfahrungen mit Materialien zu verschaffen, und trotzdem noch genügend Zeit hat für das freie Spiel).
Warum ist es wichtig, den Tagesablauf der Kinder so wenig wie möglich zu stören?
Bildung braucht Konzentration. Gerade in anspruchsvollen Bildungsangeboten brauchen Kinder und Pädagoginnen eine konzentrierte Atmosphäre. Die Kinder sind in ihre Arbeit vertieft, dass sie ihre Umgebung kaum wahrnehmen. Gerade wir Erwachsenen wissen allerdings: Wenn man besonders vertieft ist, fühlt man sich besonders leicht gestört.
Die Kinder sollen in der Einrichtung möglichst lange das Gefühl auskosten können, unter Kindern zu sein, miteinander entdecken, spielen und sprechen können, ohne sich dabei ein wenig beobachtet zu fühlen. Vergessen wir aber nicht, dass im Laufe eines Tages im Kindergarten sehr viele Erwachsene „nur mal kurz“ zum bringen und Holen durch die Einrichtung gelaufen kommen. Bei 90 Kindern währen das mindestens 180 kurze Besuche. Ganz schön oft!
Was können Sie als Eltern tun, um den sensiblen Freiraum der Kinder nicht zu stören?
Nützen Sie die Sprechstunden der Pädagoginnen, um Bring- und Abholzeiten der Kinder kurz zu halten und längere Tür- und Angelgespräche zu vermeiden.
Warum soll ich mir zum Bringen und Abholen mehr Zeit einplanen?
Die Übergabe in die Einrichtung ist eine komplizierte, emotionale Sache. Die Kinder müssen in der Situation umschalten, wenn sie gebrachten werden – also von der Beziehung zu den Eltern hinüber zu den Pädagoginnen wechseln.
Dass diese Situation kompliziert ist, kennt fast jeder von uns:
Beim Bringen und Holen wird am meisten geweint, geklammert, gestritten. Das Bedürfnis der Kinder ist dabei ein ganz Einfaches: Zeit lassen um umschwenken zu können, in Ruhe begrüßt und verabschiedet zu werden.
Auch das Bedürfnis, einen erlebnisreichen Tag in der vivo-Kinderwelt in Ruhe abschließen zu können, dürfen wir nicht vergessen.
„Der freut sich ja gar nicht, dass ich ihn abhole“, denken manche Eltern fast enttäuscht, wenn ihnen das Kind nicht um den Hals fällt, sondern einfach weiterspielt. Es braucht Zeit zum Umschalten, weil es gerade noch mitten im Spiel, oder mitten im Angebot war und nicht auf Abschied eingestellt war. Auch beim Abholen gilt: Je mehr Zeit für den Abschied zur Verfügung steht, umso angenehmer ist die Situation für das Kind.